Der Mensch – Humankapital oder geistiges Wesen?

Verfasst von Gisela King

Eine große Not der Zeit ist heute die allgemeine Hektik, in der das Leben abläuft.

Die Forderung nach ständiger Erreichbarkeit, die scheinbare Notwendigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, der Spagat zwischen Beruf, Freizeit und Familie – all das führt zu einem Phänomen, das uns immer wieder begegnet: Stress.

Privates und öffentliches Leben beschleunigen sich immer mehr. Nicht nur berufstätige Erwachsene sind davon betroffen, sondern in zunehmendem Maße auch die Kinder.

Die heutigen Arbeitszeitstrukturen haben sich im Wesentlichen in der Zeit der Industrialisierung entwickelt. Dabei ging es darum, dass Maschinen – die teurer waren als menschliche Arbeitszeit – möglichst effizient zu nutzen. Der Mensch als „Bediener“ der Maschinen hatte sich dem unterzuordnen. Diese Sichtweise findet sich immer noch in vielen Bereichen, symbolisiert beispielsweise dadurch, dass Menschen in Wirtschaftszusammenhängen zum Teil immer noch als „Humankapital“ bezeichnet werden. Der Begriff hat sich in den letzten Jahrzehnten mehrfach gewandelt. Im Wesentlichen geht es aber immer noch darum, wie sich immaterielle Vermögenswerte wie Wissen und Fähigkeiten der Mitarbeiter im Unternehmen in Zahlen ausdrücken lassen, also um den ökonomischen Wert der Mitarbeiter für das Unternehmen.

Egal wie die heutige Definition auch aussieht – Der Mensch ist nach dieser Auffassung fĂĽr die Wirtschaft da, nicht die Wirtschaft fĂĽr den Menschen.

Die Tatsache, dass Menschen entwicklungsfähige geistige Wesen sind, bleibt bei dieser Betrachtungsweise auf der Strecke.

Menschen suchen sich ihren Beruf häufig auch danach aus, ob sie mit den dort üblichen Arbeitszeiten zurecht kommen. Unter den Bäckern und Lehrern (!) finden sich besonders viele Frühaufsteher, während Theaterschauspieler oder Tänzer eher zu den Nachteulen zählen. Gut, wenn man sich das als Erwachsener aussuchen kann. Kinder allerdings können sich ihre „Arbeitszeiten“ nicht aussuchen – sie müssen alle zur gleichen Zeit in der Schule erscheinen. Egal, wie ihre angeborene innere Uhr tickt.