Aber früher ging‘s doch auch?

Das frühe, deutsche Schulsystem hat sich ursprünglich vor allem an den Bedürfnissen einer Zeit entwickelt, in der die Kinder auf den Höfen und in den Fabriken mitarbeiten mussten. Als die Schulpflicht im 19. Jahrhundert eingeführt wurde, stieß diese zunächst einmal auf Widerstand. Weder Bauern noch Fabrikbesitzer wollten auf die billige Arbeitskraft der Kinder verzichten. Als Kompromiss wurden die Unterrichtszeiten in den Schulen mit den Arbeitszeiten abgestimmt: Früher Schulbeginn und „freier“ Nachmittag. Auch die langen Sommerferien gehen darauf zurück, dass in dieser Jahreszeit auf den Höfen viel zu tun war. Vielleicht weiß auch der ein oder andere noch, dass die Herbstferien früher „Kartoffelferien“ genannt wurden, in denen die Kinder bei der Kartoffelernte helfen mussten.

Die heutigen Schulzeiten sind also immer noch Spiegelbild der damaligen Lebensverhältnisse.

 (Übrigens: 1839 wurde ein Kinderschutzgesetz verabschiedet, nach dem Kinder nur noch beschäftigt werden durften, wenn sie bereits zuvor eine Elementarschule besucht hatten oder dies neben der Arbeit noch tun konnten.)

 Im 19 Jahrhundert waren die Kinder vor allem auf den Bauernhöfen fast den ganzen Tag im Freien und damit hellem Tageslicht ausgesetzt. Nachts war es dagegen sprichwörtlich stockdunkel. Unter solchen Verhältnissen mit starken Licht- und Dunkelphasen kann sich ein stabiler Wach-Schlaf-Rhythmus entwickeln, der mit den natürlichen Lichtverhältnissen mitschwingt.

 Heute leben wir in völlig anderen Verhältnissen.

Tagsüber halten wir uns hauptsächlich in geschlossenen Räumen auf und bekommen dadurch viel zu wenig Licht. Abends und nachts sind wir von vielen Lichtquellen umgeben, es ist viel zu hell. Insbesondere Bildschirme geben blaues Licht ab, die unserem Organismus vorgaukelt, dass es gerade heller Mittag sei.

Uns fehlt damit der natürliche Impulsgeber – ein starker Lichtwechsel zwischen Tag und Nacht -, der die verschiedenen inneren Rhythmen mit den äußeren Verhältnissen synchronisieren kann. Dadurch zeigen sich bei den einzelnen Menschen heute viel individuellere Biorhythmen.

 Übrigens:

Studien mit Tieren weisen darauf hin, dass die Lichtverhältnisse in der frühen Kindheit den späteren Biorhythmus bis zu einem gewissen Grade prägen können. So zeigen Mäuse, die in winterlich kurzen Lichtphasen aufwuchsen, im späteren Leben eine zeitlich nach hinten verschobene Tagesaktivität.

Der Schulrhythmus auf der Landes-Eltern-Konferenz

Am 22. Oktober wird die Landes-Eltern-Konferenz zu Gast an unserer Schule sein. Diese Konferenz ist eine Verbindung der Eltern aller Waldorfschulen in Baden-Württemberg. Viermal im Jahr treffen sie sich, um ein konkretes Thema vorzustellen und sich darüber auszutauschen.

Dieses Mal wird es um den Schulrhythmus gehen. Die Delegation unserer Schule stellt sich vor und wird die Hintergründe ihrer Arbeit ebenso darstellen, wie den Prozess ihres Entstehens, ihr Vorgehen bei der Erarbeitung der notwendigen Grundlagen sowie der möglichen Modelle für die Verbesserung des Tagesrhythmus an unserer Schule. Dabei wird es nicht primär um die konkret möglichen Ergebnisse geben. Denn an diesen arbeitet die Delegation schließlich noch. Vielmehr geht es um den Prozess ihrer Arbeit, um die Hintergründe und darum, wie für die eigene Schule die jeweils bestmöglich passende Gestaltung der Schulzeiten gefunden werden kann. So können wir uns mit den Eltern der anderen Waldorfschulen des Landes austauschen. Wir werden gucken, welche Ideen wir ihnen mitgeben können. Aber vor allem werden wir die Anregungen und möglichen Impulse aus den Perspektiven anderer Schulen aufnehmen können. Auf diese Weise kann und soll die Landes-Eltern-Konferenz ein Geben und Nehmen bewirken.

Zur Anmeldung

Sehr herzlich sind Gäste von unserer Schule zu der Konferenz eingeladen. Sie findet am Samstag, den 22. Oktober bei uns an der Schule statt. Beginn ist um 10:00 Uhr, das geplante Ende liegt bei circa 17:00 Uhr. Dieses ist eine prima Gelegenheit, Eltern anderer Schulen zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen.

Die Organisatoren würden sich freuen, wenn Interessierte sich nach Möglichkeit vorher auf der Webseite unter http://www.waldorf-ler-bw.de anmelden.

Warum wollen wir nun daran etwas ändern?

An der Freien Waldorfschule Karlsruhe beginnt der Unterricht seit Jahren um 7.45 Uhr. Man hat sich daran gewöhnt, sich darauf eingerichtet – vielleicht auch damit abgefunden.

Wesentliche Gesichtspunkte, die uns leiten:

Die folgende Aufzählung basiert auf der Auswertung von vielen Unterlagen und Untersuchungen, die wissenschaftlich anerkannt sind. Auch über die draus zu ziehenden Schlussfolgerungen besteht weitgehende Einigkeit unter den Wissenschaftlern.

  • Jeder Mensch hat seinen eigenen, individuell unterschiedlichen Tagesrhythmus (Biorhythmus). Dieser Rhythmus wird von sog. inneren Uhren vorgegeben, die in unseren Zellen verankert sind. Man kann Menschen in verschiedene Chronotypen einteilen: Es gibt Frühaufsteher (Morgentyp, Lerche), Spätaufsteher (Abendtyp, Eule) und diejenigen, die mit ihrem inneren Rhythmus irgendwo dazwischen liegen. Diese Chronotypen sind genetisch festgelegt und lassen sich durch äußere Faktoren nicht beeinflussen.
  • Der Chronotyp eines Menschen macht im Laufe des Lebens Veränderungen durch. Kleine Kinder sind extreme Morgentypen. Mit Einsetzen der Pubertät verschiebt sich der Chronotyp nach hinten in Richtung Abendtyp. Diese Verschiebung beginnt etwa im Alter von 9 Jahren und hat im Alter von ca. 20 Jahren ihren Extrempunkt erreicht. Danach verschiebt sich der Chronotyp wieder in den mittleren Bereich, um im Alter wieder in Richtung Frühtyp zu wandern. Diese Verschiebung passiert bei jedem Menschen, aber je nach individueller Veranlagung (s. genetisch festgelegter Chronotyp) in unterschiedliche starkem Maße.
  • Der Mensch kann erst einschlafen, wenn er müde ist, also ein gewisser Schlafdruck aufgebaut ist. Das Einsetzen von Müdigkeit hängt mit dem Schlafhormon Melatonin zusammen. Die Bildung von Melatonin setzt gegen Abend ein und erreicht in der Nacht ihren Höhepunkt. Da die Melatoninbildung lichtabhängig ist, wird sie mit dem morgendlichen hellen Licht gestoppt, man wird munter.
  • Die Verschiebung des Chronotyps führt dazu, dass Jugendliche später müde werden und dementsprechend später ins Bett gehen. Untersuchungen haben ergeben, dass der Anteil der Abendtypen von Klassenstufe 5 bis Klassenstufe 9 von 8% auf 35% ansteigt und der Anteil der Morgentypen in der gleichen Zeit sinkt (von 32% auf 8%). (Vollmer 2015) Organisatorische Maßnahmen wie früher ins Bett gehen helfen nicht, da die Bildung des Schlafhormons bis zu 2 Stunden später als beim Erwachsenen einsetzt und die Schüler dementsprechend einfach nicht einschlafen können – sie können also nichts für ihr Schlafdefizit.
  • Ein guter Schlaf ist die Grundlage dafür, einerseits ausgeglichen und entspannt durch den Tag gehen zu können und sich andererseits konzentriert mit Neuem beschäftigen zu können. Ausreichend langer und tiefer Nachtschlaf ist die Voraussetzung für die Verankerung und die Umwandlung von Gedächtnisinhalten, so dass man zukünftig leichter lernen und das neu erworbene Wissen auch auf andere Bereiche übertragen kann: aus implizitem Wissen wird explizites Wissen. Dieses Festigen von Lerninhalten während der Nachtruhe passiert bei Kindern offenbar sogar effektiver als bei Erwachsenen. Die Waldorfpädagogik arbeitet sehr bewusst mit der Nacht und dem Schlaf. Die Unterrichtsinhalte sollen einmal „durch die Nacht gehen“, bevor am nächsten Tag in neuer Weise damit umgegangen werden kann.
  • Das Schlafbedürfnis von Kindern liegt bei 9-10 Stunden, das von Jugendlichen bei 8-9 Stunden. Alle Schüler müssen aufgrund der bisherigen frühen Anfangszeit um 7.45 Uhr gleich früh aufstehen, unabhängig davon, wann sie einschlafen konnten. Damit sinkt die Schlafdauer von Jugendlichen an Schultagen mit zunehmendem Alter immer mehr ab, da die Schüler aufstehen müssen, obwohl sie noch nicht ausgeschlafen haben. Jugendliche sammeln im Laufe der Schulwoche ein Schlafdefizit an. In der 9. Klasse kann dieser sog. soziale Jetlag mehr als 4 Stunde betragen. (Vollmer 2012) Lehrer aus der Oberstufe berichte von müden Schülern während des Hauptunterrichtes, die zum Teil sogar einschlafen. Schüler, die erst in der zweiten Hälfte des Hauptunterrichtes wach werden, werden aber auch schon in der ersten Klasse beobachtet.
  • Ein Leben gegen den eigenen Rhythmus und langfristig mangelnder Schlaf können zu erheblichen Gesundheitsproblemen führen, die auch langfristige Erkrankungen einschließen. Mögliche Folgen: Nachlassen von Reaktionsvermögen und Gedächtnisleistung, geringere Stresstoleranz und erhöhte Reizbarkeit, Depressionen, aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und erhöhtes Diabetes-Risiko.
  • Die maximale Aufmerksamkeitsspanne ist je nach Alter unterschiedlich lang. Bei jüngeren Schülern beträgt sie ca. 20 Minuten, ab 12-14 etwa 30 Minuten. Bei Jugendlichen und Erwachsenen lässt sich ein Aufmerksamkeits-Zyklus von ca. 120 Minuten feststellen, der als Basis-Ruhe-Aktivitäts-Zyklus (BRAC) bezeichnet wird. Die Beobachtungen zeigen, dass nach einer Arbeitsphase von maximal 90 Minuten eine längere Pause von 30 Minuten notwendig ist. Eine Unterrichtseinheit sollte daher maximal 90 Minuten betragen, was derzeit in etwa einer Doppelstunde entspricht, oder in zwei Einheiten á 45 Minuten aufgeteilt werden. Danach sollte eine längere Pause folgen (mindestens 15 Minuten).
  • Ein entscheidendes Prinzip des Waldorflehrplans liegt in der Abstimmung der Unterrichtsinhalte und Unterrichtsformen auf die Prozesse kindlichen Lernens und die Stufen menschlicher Entfaltung in Kindheit und Jugend. Der Unterricht ist von Schulbeginn an auf das Ziel innerer menschlicher Freiheit hinorientiert.

(Quelle: website Bund der Freien Waldorfschulen).

  • Die Waldorfpädagogik geht in ihrer Erziehungsmethode von einem Menschenbild aus, das jeden Menschen als eine sich selbst bestimmende geistige Persönlichkeit betrachtet. Auf dieses geistige Freiheitswesen (Künstler- oder auch Liebewesen) hat der Lehrer bzw. der Erzieher keinen direkten Einfluss. Er kann nur die Entwicklungsbedingungen entsprechend förderlich oder auch hemmend der sich aus sich selbst entwickelnden Persönlichkeit anbieten

(Quelle: Leitbild der Freien Waldorfschule Karlsruhe).

  • Zu diesen Entwicklungsbedingungen gehört auch, dass Schüler jeden Alters im Einklang mit seinem Chronotyp leben und lernen können.
  • Die Leistungsfähigkeit von Morgentypen ist schon am frühen Vormittag gegeben, während Leistungsfähigkeit im Tagesverlauf ansteigt. Viele Studien (auch aus Deutschland) haben gezeigt, dass Abendtypen durch die in Deutschland üblichen frühen Anfangszeiten der Schule benachteiligt werden, was sich auch deutlich auf die schulischen Leistungen auswirkt.
  • Wissenschaftler empfehlen, dass bestimmt Fächer, in denen Sprachbewusstheit und räumliches Vorstellungsvermögen im Vordergrund stehen, später am Vormittag unterrichtet werden sollten. Das gilt vor allem für Mathematik und Naturwissenschaften.

Der Rhtythmus im neuen Schuljahr

(Beitrag erschienen im September-Einblick 2016)

Das neue Schuljahr startet unter anderem mit den ersten Ergebnissen der Delegation Schulrhythmus.

Was ist jetzt anders?

Ab sofort werden zwei Pausen um jeweils fünf Minuten verlängert. Dieses betrifft die Pause nach dem Hauptunterricht, welche von 15 auf 20 Minuten ausgeweitet wird, sowie die Pause zwischen der zweiten und dritten Fachstunde, welche 15 statt 10 Minuten umfassen wird. Im Gegenzug wird die Dauer des Hauptunterrichts um fünf Minuten gekürzt und die dritte Fachstunde der vierten Fachstunde angeglichen und somit um fünf Minuten gekürzt.

Weiterhin erfolgt in den Klassen 6 bis 8 eine Pilotphase zur flexibleren Gestaltung des Stundenumfangs der Übstunden. Diese können die Lehrer eigenverantwortlich im Rahmen von ein bis drei Stunden pro Woche einteilen. Eine Änderung des Unterrichtsbeginns oder Unterrichtsendes erfolgt im neuen Schuljahr nicht.

Diese Veränderungen dienen der qualitativen Verbesserung der tatsächlichen Unterrichtszeiten ebenso wie dem Aufwerten der Pausen. Die Delegation wird die Wirkung und die Erfahrungen mit diesen Veränderungen beobachten und auswerten.

Wie geht es weiter?

Während des letzten Schuljahres hat die Delegation viele wertvolle Rückmeldungen aus der Schulgemeinschaft erhalten. Das ist sehr gut so.

In diesem Schuljahr arbeitet die Delegation weiter. Die bisher erarbeiteten Modelle für eine weitere Gesundung unseres Schulrhythmus sollen verfeinert und zur Praxistauglichkeit gebracht werden. Dabei wird die Delegation möglichst umfassend im Dialog mit der Schulgemeinschaft bleiben – hier im Einblick, mittels Schulratsinfos auf den Elternabenden und an einem Infoabend.

Sehr gern sind wir weiterhin sowohl persönlich als auch per E-Mail unter schulrhythmus@fws-ka.de für Rückmeldungen und Anregungen zu erreichen.

Schulinfoabend zum Schulrhythmus

(Beitrag erschienen im Juli-Einblick 2016)

Die Delegation zum Schulrhythmus ist jetzt seit etwas über einem Jahr bei der Arbeit. Sie hat recherchiert und Informationen ausgewertet, Meinungen zusammengetragen, diese diskutiert, Argumente erörtert, verworfen und neu formuliert.

Jetzt liegt ein Plan vor, der den Wechsel zu einem gesunderen Schulrhythmus in drei Stufen vorsieht:

  1. Stufe: Im kommenden Schuljahr werden zwei Pausen um jeweils fünf Minuten verlängert. Da sowohl der Hauptunterricht als auch die 3. Fachstunde um jeweils fünf Minuten gekürzt werden, erfolgt keine Verschiebung des Schulendes.
  2. Stufe: Eine sehr wesentliche Änderung wird in dem zeitlich nach hinten verschobenen Unterrichtsbeginn liegen. Zur Unterstützung dessen und Wahrung eines möglichst gesunden Tagesablaufs wird u.a. in den Klassenstufen mit der intensivsten Zahl von Wochenunterrichtsstunden eine Flexibilisierung von Fach- sowie Übstunden angestrebt. An einzelnen Tagen wird zusätzlich ein späteres Unterrichtsende notwendig sein. Diese 2. Stufe wird zum Schuljahr 2017/18 angestrebt.
  3. Stufe: Nach der Umsetzung der Bautätigkeiten, welche derzeit von der großen Baukommission geplant und umgesetzt werden, kann die gewünschte und sinnvolle Harmonisierung des Stundenplans erreicht werden, welche die chronobiologisch sinnvollen Elemente der 2. Stufe mit einem wieder zeitigeren Unterrichtsende vereint.

Zur Darstellung dieser Stufen, ihrer Hintergründe und der bisherigen Arbeit der Delegation ist die gesamte Schulgemeinschaft sehr herzlich zum folgenden Schulinfoabend eingeladen:

Was? Schulinfoabend zum Schulrhythmus
Wann? Mittwoch, 13. Juli 2016, 19:30 Uhr
Wo? Neuer Eurythmiesaal
Für wen? Eingeladen ist die gesamte Schulgemeinschaft, also:

  • Eltern
  • Lehrer
  • Mitarbeiter
  • Schüler (insbesondere der Oberstufe)

Rhythmische Lektüre

(Beitrag erschienen im Juni-Einblick 2016)

Die Gestaltung unseres Schulrhythmus bewegt viele von uns und wird es noch eine Weile tun. Wenn die Umsetzung der veränderten Unterrichts- und Pausenzeiten Schritt für Schritt greifen wird, werden einige von uns insbesondere in der Übergangszeit die Frage aufkommen sehen, warum wir das machen, warum wir uns das antun.

Dabei kann es helfen, einen Blick auf die Grundlagen zu werfen. Sie liegen in der Wissenschaft der Chronobiologie. Drei Bücher vermitteln deren Inhalte anschaulich und mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Diese Bücher sind:

Peter Spork: Wake Up!

Peter Spork ist Wissenschaftsjournalist und hat eine flotte Schreibe. Bei allen wissenschaftlichen Fakten, die er zusammenträgt, ist das Buch gut verständlich geschrieben. Da gibt es Kapitel zum Thema »Mehr Licht!« und »Mehr Dunkelheit!« – was widersprüchlich klingt, ist inhaltlich durchaus sinnvoll. Im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Tagesrhythmus an unserer Schule besonders interessant ist das Kapitel »Macht Schulzeiten für Schüler, nicht für Lehrer!« Spork führt seine Anregungen zu einem 8-Punkte-Plan zusammen. Da ist potenziell für jeden von uns etwas dabei.

Till Roenneberg: Wie wir ticken

In diesem Buch gibt es eine tiefere Fundierung der Grundlagen der Chronobiologie.

Roenneberg ist Professor an der Ludwig Maximilian Universität in München. Wer zufällig die Wissenschaftsdokumentation »Der Mythos vom gesunden Schlaf« am Gründonnerstag auf 3SAT gesehen hat, konnte Prof. Roenneberg im Interview erleben. Einige seiner Äußerungen seien hier kurz wiedergegeben (zum Teil etwas in »Schriftsprache« übersetzt):

  • Wer mit Wecker aufwacht, der hat nicht ausgeschlafen – so einfach ist das. Der wird zu früh geweckt.
  • In Deutschland haben wir immer noch die sehr starke Moralvorstellung, dass je früher jemand ist, desto braver, disziplinierter und damit auch intelligenter oder sonst noch was ist er. Und mit dieser Vorstellung müssen wir endlich einmal aufräumen.
  • Der frühe Aufsteher ist der gesunde Mensch, der vernünftige Mensch. Das stimmt. Aber nicht mehr bei uns. Und was meine ich damit? Es stimmt, wenn wir zum Beispiel draußen arbeiten, das heißt, wenn wir unserer inneren Uhr ganz viel Licht geben und wenn wir nachts kein künstliches Licht anmachen. (…) Nun haben wir aber diese Bedingungen nicht mehr. Aber wir haben immer noch diese Vorstellung in uns eingepflanzt, dass wenn jemand nicht von alleine morgens aufwacht, dann ist irgendwas komisch mit ihr.

Zum Thema Schule sagt Roenneberg: Wir unterrichten die Jugendlichen in ihrer internen Mitternacht. Das ist nicht effektiv. (…)

Die Disco-Hypothese

In seinem Buch steigt Prof. Roenneberg in die einzelnen Kapitel mit Beispielen aus dem Alltag ein, die er dann wissenschaftlich erklärt. Dabei kommt auch die von ihm als „Disco-Hypothese“ bezeichnete Auffassung zur Sprache, bei der es um die These geht, ob pubertierende Jugendliche nicht einfach früher ins Bett gehen können, damit sie morgens in der Schule wach sind. Im Buch steht, was er dazu zu sagen hat.

Alternative zum Lesen

Wer Till Roenneberg übrigens lieber hören als lesen möchten, der kann sich von der Website der Deutschen Forschungsgemeinschaft seinen Vortrag »Von Eulen und Lerchen« vom 27. März 2012 im Haus der Wissenschaft Bremen herunterladen. Der Link hierzu ist: http://mediathek.dfg.de/video/von-eulen-und-lerchen-1/

Jürgen Zulley und Barbara Knab: Unsere innere Uhr

Die Autoren sind Schlafforscher und gehen in ihrem Buch unter anderem auf die bekannt gewordenen Bunker-Versuche in Andechs ein, bei denen Menschen ohne äußere Einflüsse (wie z.B. Tageslicht) über längere Zeit unter wis­sen­schaft­li­cher Begleitung gelebt haben. Dabei stellte sich heraus, dass sich der persönliche Tagesrhythmus meist in die Länge zog. Diese Versuche waren eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der Chronobiologie als Wissenschaftszweig. Das Thema Beleuchtung und innere Uhr hat dementsprechend einen großen Stellenwert.

Allerdings muss zu diesem Buch einschränkend gesagt werden, dass die dargestellten wissenschaftlichen Fakten schon etwas älter sind und die neueren Erkenntnisse zum Schlafverhalten von Jugendlichen dementsprechend keine Berücksichtigung finden bzw. Schlussfolgerungen gezogen wurden, die heute als überholt gelten. Dennoch finden sich interessante Aspekte zum Thema gesunder Schlaf, die man auch für das eigene Leben nutzen kann.

 

Hier noch einmal die Daten zu den genannten Publikationen. In unserem Lädchen bestellt man das ein oder andere Buch sicher gerne für Sie.

  • Peter Spork: Wake Up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft. Carl Hanser Verlag München, 2014. ISBN 978-3-446-44051-7
  • Till Roenneberg: Wie wir ticken. Die Bedeutung der Chronobiologie für unser Leben. DuMont Buchverlag, Köln, 2010. ISBN 978-3-8321-61880-0
  • Jürgen Zulley, Barbara Knab: Unsere innere Uhr. Natürliche Rhythmen nutzen und der Non-Stop-Belastung entgehen. Mabuse-Verlag, Frankfurt a.M, 2. Auflaage 2014. ISBN 978-3-940529-32-9

Gisela King
für die Delegation Schulrhythmus

Was ist der Unterschied zwischen Schulrhythmus und Ganztagsschule?

(Beitrag erschienen im April-Einblick 2016)

Die Delegation zur Neugestaltung des Schulrhythmus beschäftigt sich mit Unterrichtszeiten und dem sonstigen Tagesablauf an unserer Schule. Die Fragestellungen rund um die Möglichkeit, dass wir zu einer Ganztagsschule werden, sehen recht ähnlich aus. Sind die beiden Themen somit letztlich identisch? Steckt hinter dem neuen Schulrhythmus lediglich eine verkappte Ganztagsdebatte?

Nun, werfen wir zuerst einmal einen Blick zurück. Manchmal hilft es schließlich, sich auf die Ursprünge zu besinnen. Und diese besagen hier, dass am Anfang eine Arbeitsgruppe für die ersten Überlegungen der Möglichkeiten einer Ganztagsschule stand. Sehr schnell war bei diesen Überlegungen klar: Hier haben wir nicht nur eine Frage zur Nachmittagsgestaltung an der Schule auf dem Tisch, hier ist der Name Programm und es geht um den ganzen Tag. Was ebenfalls klar wurde: Unser Vormittag beginnt sehr früh, ist recht voll und lässt wenig Luft für waldorfpädagogische Freiräume. Aktuelle, chronobiologisch-wissenschaftliche, Erkenntnisse bestätigen dieses.

Nach einiger Zeit und ersten Erfahrungen mit freiwilligen Angeboten zur Hausaufgabenbetreuung und diversen AGs wurde die Delegation Schulrhythmus gebildet. Diese greift einzelne Aspekte der Ganztagsthematik auf, vertieft diese und lässt dafür andere bewusst außen vor. Nehmen wir zur Veranschaulichung ein kleines Mengendiagramm und stellen darin den Schulrhythmus und die Ganztagsschule inhaltlich gegenüber.

Venn-Diagramm zu Schulrhythmus vs. Ganztag

Wir stellen dabei fest: Beide widmen sich dem zeitlichen Rahmen für unsere Schule. Sie tun es jedoch von verschiedenen Standpunkten aus. Der neue Schulrhythmus dient dazu, einen gesunden Raum dafür zu schaffen, dass wir zum einen auch weiterhin einen qualitativ hochwertigen Unterricht bieten können, zum anderen jedoch auch Möglichkeiten zu bieten, auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse sowie gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können.

Die Delegation betrachtet hierfür zuvorderst den morgendlichen Unterrichtsbeginn. Davon ausgehend untersucht sie die Auswirkungen auf alle davon abhängigen Themen. Diese schließen die verschiedenen Möglichkeiten des Schulwegs mit ein. Können wir zum Beispiel mit dem KVV über Straßenbahnfahrpläne reden? Einen Versuch ist es wert. Ebenso stellt sich z.B. die Frage, ob für einige von uns ein Frühhort sinnvoll wird, wenn wir den Unterrichtsbeginn nach hinten verschieben.

Während diese Fragestellungen insbesondere im Bezug auf den Schulrhythmus relevant sind, wirken sich andere auch auf die Thematik des Ganztages aus. So sind unsere Pausen derzeit potenziell noch nicht optimal gestaltet, um einen gesunden Schultag zu unterstützen. Ebenso ergibt die Unterrichtsabfolge noch Raum für Gestaltungsspielräume. Aber auch der Umfang des Unterrichts gehört auf den Prüfstand. Insbesondere in der Mittelstufe gibt es hier möglicherweise die Chance auf etwas Optimierung, um das Schulende am Nachmittag zu entlasten. Das Ziel der Delegation ist es, die bisher bis zu dreimal wöchentlich anfallenden Unterrichtsblöcke idealerweise auf nur zwei Tage pro Woche zu beschränken.

Unter dem Strich entfalten die Aktivitäten zur Neugestaltung des Schulrhythmus ihre Wirkung für uns alle als Schulgemeinschaft. Die Aktivitäten zur schrittweisen Ermöglichung einer Ganztagsschule dienen hingegen als freiwillig anzunehmende Angebote für alle daran Interessierten. Etwas überspitzt formuliert besteht die Intention hinter dem neuen Schulrhythmus darin, die Zeit an der Schule zu reduzieren, indem wir morgens später anfangen und die Mehrbelastung am Nachmittag möglichst geringfügig ausfallen lassen. Demgegenüber dienen die Angebote des Ganztages dem Schaffen von mehr Zeit an der Schule für jene, die diese in Anspruch nehmen möchten.

Derzeit eruiert die Schulrhythmus-Delegation die Möglichkeit, erste Aspekte schon zum anstehenden neuen Schuljahr umzusetzen. Eine ganzheitliche Umstellung inklusive des späteren Unterrichtsbeginns ist zum Schuljahr 2017/18 geplant. Die Diskussion um einen Wandel unserer Schule hin zum Ganztag wird uns sicher noch deutlich länger begleiten.

Brauchen wir eine Frühbetreuung für den neuen Schulrhythmus?

(Beitrag erschienen im März-Einblick 2016)

Nehmen wir einmal an, dass unsere Schule zu einem neuen Tagesrhythmus wechselt. Nehmen wir somit einmal an, dass der Unterricht jeden Morgen später beginnt.

Sind dann all jene Familien benachteiligt, bei denen die Kinder morgens das Haus noch nicht allein verlassen und selbständig zur Schule kommen? Kann ein späterer Unterrichtsbeginn für Eltern passend gestaltet werden, die morgens zu festgelegten Zeiten an einem Arbeitsplatz sein möchten? Können wir Rücksicht nehmen auf jene, deren Familienrhythmus zu unseren aktuellen Unterrichtszeiten passt? Wie wäre das möglich?

Möglicherweise dadurch, dass wir bei einem späteren Unterrichtsbeginn eine Alternative für diejenigen unter uns bieten, die einen späteren Start in den Morgen noch nicht mitgehen möchten. Möglicherweise finden wir z.B. einen Weg, die Frühbetreuung erschaffen zu können. Diese Frühbetreuung könnte eine Gelegenheit bieten, zu welcher Schüler schon vor dem Unterricht in der Schule ankommen können. Es könnte der Raum für ein gemeinsames Frühstück sein, die Chance auf einen ruhigen Start in den Tag.

Aber ist das überhaupt notwendig? Gibt es überhaupt den Bedarf an einer solchen Frühbetreuung?

Genau das möchten wir gern wissen. Daher haben wir eine Bitte: Füllen Sie die untenstehende Umfrage aus!


Wir haben grundsätzlich Interesse und Bedarf an einer Frühbetreuung: ja O nein O

Anzahl unserer Kinder, welche potenziell eine Frühbetreuung in Anspruch nehmen würden: [ ]

Unsere Kinder gehen derzeit in die folgende Klasse:

1. Klasse • 2. Klasse • 3. Klasse • 4. Klasse • 5. Klasse • 6. Klasse • ab 7. Klasse

Eine Frühbetreuung wäre für uns dann notwendig, wenn sich der Unterrichtsbeginn wie folgt verschiebt:

8:00 Uhr • 8:15 Uhr • 8:30 Uhr • 8:45 Uhr • 9:00 Uhr


Womit startet die Delegation Schulrhythmus ins neue Jahr?

(Beitrag erschienen im Januar-Einblick 2016)

Mit einem kleinen Blick zurück auf den November-Einblick stellen wir fest: Es hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen und die Darstellung zur Dauer des Schulwegs basierte auf nur vorläufigen Zahlen aus der zugrunde liegenden Umfrage in der Schulgemeinschaft aus dem vergangenen Frühjahr. Korrekt sehen die Zahlen wie folgt aus, wobei sich die Zahlen aus den Elternfragebögen der Unter- und Mittelstufe sowie den Schülerfragebögen der Oberstufe ergeben.

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An der grundsätzlichen Aussage ändert sich auch mit den korrigierten Zahlen wenig: Neben einer respektablen Basis mit einem recht kurzen Schulweg gibt es doch wahrnehmbar viele Schüler, welche jeden Morgen mehr als eine Dreiviertelstunde unterwegs zur Schule sind. Die Schlussfolgerungen daraus ergeben sich quasi unmittelbar. Sie werden ebenfalls durch weitere Umfrageergebnisse untermauert: Sowohl die Aufwachzeiten als auch die Schlafdauer hängen jeweils unmittelbar mit dem Schulweg und -beginn zusammen. Die beiden folgenden Darstellungen zeigen dieses am Beispiel der Oberstufenschüler.

einblick_aufwachzeit

Dabei ist es durchaus interessant, zu beobachten, dass die Aufwachzeiten sich nicht unmittelbar aus der natürlichen Schlafdauer der Schülerinnen ergeben. Denn diese ist am Wochenende sowie in den Ferien deutlich länger als an Schultagen.

einblick_schlaufdauer

Während dieser Umstand vielen möglicherweise als logisch erscheint (Denn wer schläft nicht gern lang?), so bedingt es jedoch insgesamt einen eher ungesunden Tagesrhythmus genau an jenen Tagen, die ausgeschlafener und zur notwendigen Konzentration fähiger Schüler bedürfen. Dieses wird auch dadurch unterstrichen, dass ein regelmäßiges und in angemessener Ruhe aufgenommenes Frühstück unter dem aktuell herrschenden Morgenrhythmus zum Teil leidet.

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Während bei den Unter- und Mittelstufenschülern das Frühstück zum überwiegenden Teil noch ein fester Bestandteil des morgendlichen Tagesablaufes ist, ändert sich das in der Oberstufe zum Teil drastisch. Dieses ist sicherlich nicht einfach einer plötzlich auftretenden mangelnden Disziplin unserer Schüler zuzuschreiben, sondern repräsentiert vielmehr den Einfluss des natürlichen Biorhythmus von Teenagern, der nicht unseren bisherigen Schulanfangszeiten und den aus ihnen resultierenden morgendlichen Aktivitäten folgt. So stimmt es zumindest nachdenklich, dass mehr als ein Siebtel aller Oberstufenschüler gar kein Frühstück mehr einnimmt, unabhängig davon, wie umfangreich und in welchem Umfeld dieses stattfindet.

Was kommt als nächstes?

Neben der Auswertung der Umfrage sind in der Delegation die ersten Entwürfe für mögliche neue Tagesrhythmen an unserer Schule geprüft worden. Ergänzend kamen Modelle aus anderen Waldorfschulen auf den Tisch. Für das jetzt bestehende Potpourri an Informationen, Fragestellungen und Antwortmöglichkeiten hat sich die Delegation eine Agenda gegeben, welche zur konkreten Ausgestaltung eines neuen Schulrhythmus für uns alle führt.

Diese Agenda sieht vor, bis zum Frühjahr die inhaltlichen Rahmenbedingungen eines möglichen neuen Rhythmus festzulegen. Hierbei geht es somit darum, die tatsächlich möglichen Szenarien für einen späteren Unterrichtsbeginn am Morgen festzulegen und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Stundenpläne, Unterrichtsfolgen und Pausengestaltungen abzuleiten. Daran anschließend werden die Ergebnisse in der Zeit bis zu den Sommerferien der Schulgemeinschaft vorgestellt sowie die Gelegenheiten genutzt, um noch Rückmeldungen für sinnvolle Feinjustierungen aufnehmen und verarbeiten zu können.

Ob damit tatsächlich ein vollständiger Wechsel des Schulrhythmus mit neuen Zeiten für den Unterrichtsbeginn, -Ende und Pausen bereits zum jetzt kommenden Schuljahr möglich wird, scheint eher unrealistisch zu sein. Bekanntermaßen liegt die Tücke oft im Detail. Die Delegation hält es somit für eine mögliche Alternative, in diesem Jahr erste, sinnvolle Teilschritte umzusetzen und die aufkommenden Detailfragen in einem Reifeprozess während des Schuljahres 2016/17 zu klären.

Möglichkeit zur Rückmeldung

Rückmeldungen sind der Delegation weiterhin willkommen. Wer persönlich kein Mitglied der Delegation kennt, kann sich gern an den Schulratsvertreter der eigenen Klasse oder die folgende E-Mail-Adresse wenden: schulrhythmus@fws-ka.de.

Erste Ergebnisse der Delegation zum Schulrhythmus

(Beitrag erschienen im November-Einblick 2015)

Im September-Einblick war zu lesen: Die Arbeit zur möglichen Verbesserung unseres Schulrhythmus‘ geschieht derzeit in verschiedenen Arbeitsgruppen. So vielschichtig das Thema ist, so umfassend wird es hier auch angegangen. Dabei hat sich in der letzten Zeit in der Delegation das Gefühl breit gemacht, dass die Zeit jetzt reif ist für konkrete Ergebnisse.

Grundsatzverabredung

So hat sich die Delegation eine sogenannte Grundsatzverabredung gegeben. Sie hat also beschlossen, mit welchem Ziel sie ihre weitere Arbeit angehen möchte, um nicht fortwährend mit dem Erörtern von grundsätzlichen Fragen die Zielsetzung neu zu justieren, sondern ein Ziel tatsächlich anzustreben. Diese Grundsatzverabredung lässt sich durch die folgenden Punkte beschreiben:

  1. Ein qualitativ hochwertiger Schlaf ist eine wichtige Voraussetzung für das Lernen.
  2. Hierfür ist ein ausreichend langer Schlaf notwendig.
  3. Die Delegation Schulrhythmus sucht einen Weg für einen späteren Unterrichtsbeginn, um die Vorteile eines längeren Schlafs möglich zu machen.
  4. Dieser Weg wird nicht um jeden Preis gesucht, sondern er soll sinnvoll gestaltet werden.

An diesen Zielen richtet sich die weitere Tätigkeit der Delegation aus.

Doch was hat sich sonst seit September getan?

Erste Ergebnisse der Umfrage

Es liegen Ergebnisse aus der Umfrage zum Schulrhythmus vor, welche im Frühjahr unter Schülern, Lehrern und Eltern durchgeführt wurde. Aus allen drei Gruppen ist eine beachtliche Anzahl von Rückmeldungen gekommen, so dass wir ein gutes Stimmungsbild der Schulgemeinschaft vorliegen haben.

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Bei der Auswertung wurden zum Beispiel die Antworten zur Dauer des Schulwegs analysiert. Hierbei zeigt sich ein breites Spektrum der Zeiten. Im Durchschnitt dauert der Schulweg etwa eine Dreiviertelstunde. Aber was ist schon der Durchschnitt? Eine Verallgemeinerung, genau. Werfen wir somit einen Blick auf die reale Verteilung der Reisezeiten:

einblick_dauer_schulweg

Es sind faszinierende Zahlen. Und es sind aufschlussreiche Zahlen. So haben wir eine beachtliche Zahl von Schülern mit einem Schulweg von wenigen Minuten. Aber einige Schüler sind auch bis zu zwei Stunden unterwegs; pro Richtung. Sie verlassen morgens schon vor sechs Uhr das Haus, um pünktlich in die Schule zu kommen. Könnte hier ein späterer Schulbeginn helfen?

Die Rahmenbedingungen

Die Delegation arbeitet nicht nur im stillen Kämmerlein vor sich hin. Sie geht auch raus und spricht mit allen Beteiligten der Schulgemeinschaft.

Zum Beispiel mit dem Hort. Genaugenommen sind Vertreter des Horts direkt in der Delegation involviert. Und erste Gespräche lassen erkennen, dass die Möglichkeit eines Frühhorts durchaus gegeben ist. Hierfür wird es jedoch notwendig, den organisatorischen Gestaltungsspielraum kreativ zu nutzen. Auch soll der Hort nicht einfach einen frühen Unterricht ersetzen, würde dieses doch die Neugestaltung des Tages konterkarieren.

In einem anderen Bereich des Tages spielt die Küche eine Rolle. Auch zu dieser hat es einen ersten Kontakt gegeben. Zeitlich flexible Gestaltungsmöglichkeiten zeichnen sich hier derzeit als schwierig ab und bleiben weiterhin eine Herausforderung für die Delegation.

Geht es also nur um Uhrzeiten?

Den Eindruck könnte man haben. Es scheint bei Fragen zum Schulrhythmus nur darum zu gehen, wann wir morgens mit dem Unterricht anfangen, zusätzlich noch ein wenig darum, wann wir nachmittags wieder aufhören.

Aber der Rhythmus bedeutet mehr. Bei ihm geht es nicht nur um Anfang und Ende. Bei ihm geht es auch darum, was eigentlich in der Schule passiert. In der AG zur Tagesgestaltung wird derzeit untersucht, ob wir uns durch den Schulalltag stressen oder ob wir es schaffen, über den Tag hinweg die Reflexion des in der Nacht Geträumten zu ermöglichen. Hierbei spielt die Frage nach einem Hauptunterricht, der dieses erlaubt ebenso eine Rolle wie jene nach der sinnvollen Pausengestaltung.

Zwischenresümee

Wo stehen wir derzeit?

Wir sind in Fragen des Schulrhythmus ein gutes Stück vorangekommen. Die Ergebnisse der Schüler-, Lehrer- und Elternumfragen zeigen wie erwartet die Rahmenbedingungen auf, wenn auch zum Teil mit überraschenden Ergebnissen. Auf dem Herbstmarkt gab es am Stand der Delegation zusätzliche anregende Gespräche, welche die Bandbreite der Interessen unterstreichen. Der Schulrhythmus ist kein isoliertes Thema sondern wird als Zusammenspiel all jener Themen wahrgenommen, die in der Delegation adressiert werden. Der Tag ergibt sich aus der Komposition aus Schulweg, (Früh-)Hort, Unterrichtszeiten und Nachmittagsgestaltung.

Auch weiterhin freuen sich die Mitglieder der Delegation über persönliche Rückmeldungen oder eine E-Mail an schulrhythmus@fws-ka.de.

Am Ziel sind die Teilnehmer der Delegation mit ihrer Arbeit noch nicht. Es gibt noch viel zu tun. Aber die Delegation hat ihren Rhythmus jetzt gefunden. Für die Schule klappt das sicher auch noch.