Es wurde Unterricht gekĂŒrzt

Wie im letzten Einblick bereits angedeutet, wurden mit Beginn dieses Schuljahres einige Unterrichtsstunden gekĂŒrzt. Das hat die Delegation Schulrhythmus verursacht, welche daran arbeitet, den Tagesablauf an unserer Schule möglichst gesundend zu gestalten.

Diese KĂŒrzungen beinhalten das Verschieben einer Französischstunde in der Klasse 4b in den Hauptunterricht, in Klasse 5 den Wegfall einer Übstunde und in Klasse 6 den Wegfall einer Üb- und Musikstunde. In den 7. Klassen wurden im Bereich Handarbeit / Werken / Gartenbau (HWGa) die Wochenstundenzahl von 6 auf 4 gekĂŒrzt. SchuljahresĂŒbergreifend fallen in den 8. Klassen eine Stunde Eurythmie und eine Stunde Sport, in den 9.Klassen eine halbe Stunde Mathematik, in Klasse 10 eine Musikstunde sowie in den 11. Klassen eine Stunde Sport und HWK weg.

Diese KĂŒrzungen der Unterrichtsstunden geschehen nicht zum Selbstzweck. Im Mittelpunkt der Arbeiten rund um den Schulrhythmus stehen immer die SchĂŒler. Daneben sind natĂŒrlich auch die Lehrer und letztlich die Schulgemeinschaft als Ganzes betroffen.

Das Ziel des gesunderen Tagesablaufs wird durch die Stundenplan-Neugestaltung erreicht, indem es zum Beispiel keine 5 Fachstunden mehr am StĂŒck gibt, also ohne eine erholsame Mittagspause zwischendurch. Weiterhin sind mit einem besonderen Augenmerk die Nachmittage der Mittelstufe in den Klassen 6 bis 8 entzerrt worden, was sich vor allem durch ein frĂŒheres Unterrichtsende um 14:30 Uhr statt bisher 15:15 Uhr zeigt.

Ferner ist es immer das Ziel, ggf. sinnvoll notwendige KĂŒrzungen harmonisch ĂŒber die FĂ€cher zu verteilen. Zur Veranschaulichung dessen mag ein Blick auf die Verteilung der neben dem Hauptunterricht bestehenden Fachstunden hilfreich sein. Dieser zeigt deutlich, dass es keine Gleichverteilung zwischen den einzelnen FĂ€chern gibt, sondern einige Unterrichte jeweils deutlich grĂ¶ĂŸere UmfĂ€nge einnehmen als andere.

Fachstundenverteilung in den Fachbereichen 2016/17

Ob und wie sich die momentanen VerĂ€nderungen des Unterrichtsumfangs als angemessen erweisen, wird von der Delegation Schulrhythmus im Verlauf dieses Schuljahres beobachtet und geprĂŒft. Parallel arbeitet sie auch an anderen Aspekten des Tagesablaufs an unserer Schule weiter und wird im Einblick, hier auf der Homepage, im Schulrat und auf Elternabenden darĂŒber berichten.

Änderungen im Schulrhythmus zum Start des Schuljahres 2017/18

(Beitrag erschienen im September-Einblick 2017)

Mit dem jetzt beginnenden Schuljahr setzt die Delegation Schulrhythmus den zweiten Teil ihrer VerĂ€nderungen fĂŒr einen gesunderen Tagesablauf um. HierfĂŒr hat sie sich im vergangenen Schuljahr darauf konzentriert, Kriterien fĂŒr eine gute Stundenplangestaltung zu erarbeiten und Ideen entwickelt, wie die Stundentafel vor allem beim Übergang in die Mittelstufe entlastet werden kann. Im Kern hat sich die Delegation auf die folgenden Ziele verstĂ€ndigt:

  • Vermeidung der 4. Fachstunde in den Klassen 1 – 4
  • Vermeidung von 5 Fachstunden am StĂŒck in den Klassen 5 – 11

Diese Ziele sollen erreicht werden durch eine Reduzierung des Unterrichtsumfanges um maximal 3 SchĂŒlerstunden pro Woche in den Klassenstufen 3 – 12. Dabei wird auf eine harmonische Verteilung ĂŒber Klassen, FĂ€cher und Kollegen geachtet. GrundsĂ€tzlich gilt:

  • Stundenstreichungen wirken sich in diesem Schuljahr nicht auf das Deputat der Unterrichtenden aus.
  • Stundenstreichungen werden nach einem Jahr evaluiert. Betroffene Klassen und Fachbereiche werden von der Delegation wĂ€hrend des Schuljahres eng begleitet. Dabei wird kritisch geschaut, wie sich der verbesserte Stundenplan und die verĂ€nderte Stundentafel auf die SchĂŒler auswirken.
  • Das Ziel ist nicht die Reduzierung des Unterrichtsangebotes, sondern gute Rahmenbedingungen fĂŒr dieses zu schaffen. Daher sind Stundenstreichungen nicht „in Stein gemeißelt“. Durch verĂ€nderte Bedingungen (wie die Raumsituation und Deputateverteilung) können in Zukunft neue SpielrĂ€ume entstehen, welche zum Beispiel im Fachbereich Sport vorstellbar sind.

Aus der Stundenplanung fĂŒr dieses Schuljahr hat sich ergeben, dass die obigen Ziele wie geplant erreicht sind. Insbesondere ist der Nachmittagsunterricht in der Mittelstufe harmonischer verteilt. So ist das Unterrichtsende ĂŒber die Wochentage hinweg gleichmĂ€ĂŸiger gestaltet als in der Vergangenheit. Vor allem der Wechsel von der 5. in die 6. Klasse sollte hierdurch fĂŒr die SchĂŒler gesĂŒnder zu erleben sein.

Die StundenplÀne mit den jeweiligen Details sind mit dem Beginn des Schuljahres in den einzelnen Klassen wie gewohnt verteilt worden.

Wir wĂŒnschen uns allen ein rhythmisch gesundetes Schuljahr. NatĂŒrlich wird die Delegation auch weiterhin ĂŒber HintergrĂŒnde und Ergebnisse ihrer Arbeit berichten, wofĂŒr wir noch einmal auf unsere Webseite www.schulrhythmus.de hinweisen.

Thomas Neukirchner und Roland Jesse
fĂŒr die Delegation Schulrhythmus

Die 2. Stufe der Neugestaltung des Schulrhythmus

(Dieser Beitrag ist eine erweiterte Fassung des Artikels im Juli-Einblick 2017.)

Mit dem Start des momentan ausklingenden Schuljahres hatte die Delegation Schulrhythmus die Pausengestaltung verĂ€ndert. Was kommt als nĂ€chstes? Werden wir jetzt den Schultag spĂ€ter beginnen? Lag darin nicht das ursprĂŒngliche Ziel der Delegationsarbeit?

Nun, bei der Verbesserung des rhythmischen Ablaufs unseres Schulalltags unter den Gesichtspunkten der Chronobiologie ist ein schrittweises Vorgehen empfehlenswert. Dieses ermöglicht, die vorgenommenen Änderungen begleiten, beobachten und auf sich ergebenden Anpassungsbedarf reagieren zu können.

Um eine Verschiebung des morgendlichen Unterrichtsbeginns geht es im jetzt bevorstehenden 2. Schritt zum neuen Schuljahr noch nicht. Ehe diese Verschiebung angegangen werden kann, sind gesundende Vorabschritte bei der Gestaltung des eigentlichen Tagesrhythmus notwendig. Das ist u. a. das Ergebnis der RĂŒckmeldungen und Anmerkungen, welche die Delegation im Laufe ihrer bisherigen Arbeit aus der Schulgemeinschaft erhalten hat.

Worum geht es?

Ab dem kommenden Schuljahr wird der Stundenplan gesĂŒnder gestaltet als er es momentan ist. Konkret wird das durch eine KĂŒrzung der Anzahl von Unterrichtsstunden der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler erreicht. Derzeit erleben wir insbesondere in der Mittelstufe einen erheblichen Anstieg des Unterrichtsumfangs auf bis zu 35 Stunden, in der Oberstufe auf bis zu 40 Stunden pro Woche.

Mit dem Beginn des Schuljahres 2017/18 werden diese StundenumfĂ€nge verringert. Die Reduzierung verteilt sich gemĂ€ĂŸ der Darstellung auf die einzelnen Klassenstufen und umfasst jeweils maximal drei Stunden, wie die folgende Tabelle zeigt:

Klassenstufe Bisheriger Stundenumfang Stundenumfang ab SJ 2017/18 Maximale Reduzierung
1 UnverÀndert 20 Stunden
2 UnverÀndert 23 Stunden
3 23 ≄22 -1 Stunde
4 26 ≄24 -2 Stunden
5 29 ≄26 -3 Stunden
6 35 ≄32 -3 Stunden
7 35 ≄32 -3 Stunden
8 34 ≄32 -2 Stunden
9 33/35 (inkl. Chor) ≄31/33 (inkl. Chor) -2 Stunden
10 33/35 (inkl. Chor) ≄30/32 (inkl. Chor) -3 Stunden
11 34/36 (inkl. Chor) ≄31/33 -3 Stunden
12 Abi: 38/40 (inkl. Chor)
RSA: 29-33 (FHR, Chor)
≄37/39
≄28-32
-1 Stunde
13 UnverÀndert

Die KĂŒrzungen sind dabei immer maximale Angaben. Diese können grundsĂ€tzlich auch geringer ausfallen, wenn die Stundenplanung dieses ergibt. Zur besseren Veranschaulichung der Verteilung aller Gesamtstunden ĂŒber die Klassenstufen sowohl vor als auch nach der Reduzierung dient die folgende Darstellung:

StundenumfÀnge jetzt und ab SJ 2017/18

Die tatsĂ€chlichen maximalen Reduzierungen der Unterrichtsstunden gestalten sich unterschiedlich ĂŒber die Klassenstufen hinweg. In der folgenden Darstellung ist erkennbar, dass insbesondere die Mittelstufe mit ihrem hohen Umfang von Unterrichtsstunden entlastet wird:

Maximale Reduzierung des Stundenumfangs ab SJ 2017/18

Was haben die geplanten UnterrichtskĂŒrzungen mit einem gesunden Rhythmus zu tun?

GrundsĂ€tzlich geht es darum, die positiven Erfahrungen der 1. Stufe fortzufĂŒhren, somit u.a. eine weitere Verbesserung der Pausensituation zu erreichen. Diese wird sich zum Beispiel in einer möglichst gemeinsamen Mittagspause fĂŒr alle SchĂŒler einer Klasse sowie einer möglichst einheitlichen Zeit fĂŒr die Mittagspause ĂŒber die Woche hinweg zeigen.

Gesundend wirken sich die KĂŒrzungen auch dadurch aus, dass mit ihnen eine 5. Fachstunde am StĂŒck vermieden werden kann. Es entsteht der notwendige Freiraum und Luft in der Stundenplanung, um ein inhaltliches und pĂ€dagogisches Neugreifen von Unterrichten sowie Arbeitsgemeinschaften ermöglichen zu können.

Nachdem beim Wechsel von der Sechstagewoche auf die FĂŒnftagewoche die Anpassungen beim Unterrichtsumfang nicht entsprechend erfolgt sind, wird die sehr komprimierte Woche jetzt ein wenig entlastet. Die verfĂŒgbare Unterrichtszeit kann damit vor dem Hintergrund einer geringeren Stressbelastung der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler intensiver genutzt werden. Neben einer rein quantitativen Betrachtung der Anzahl der Unterrichtsstunden entsteht der Raum, die QualitĂ€t des Unterrichts noch intensiver in den Fokus zu stellen, als es bisher schon der Fall ist.

Welche Stunden werden genau gekĂŒrzt?

Die Details des Stundenplans fĂŒr das kommende Schuljahr werden derzeit noch erarbeitet und liegen beim Verfassen dieses Beitrags und Erscheinen des Juli-Einblicks noch nicht vollstĂ€ndig vor. Es ist das Ziel, in der Stundenplanung die konkrete AusprĂ€gung der Reduzierungen bis zum Ende des Schuljahres auszuarbeiten. Sie ergibt sich passend zu den Deputatsbedarfen des Kollegiums durch eine harmonische Verteilung ĂŒber die FĂ€cher, Kollegen und Klassen. Die entsprechenden Diskussionen mit Vertretern der Fachschaften zu den pĂ€dagogischen Konzepten werden momentan gefĂŒhrt.

Die Delegation strebt dabei an, den Weg zu ebnen fĂŒr eine Neugestaltung einzelner FĂ€cherkombinationen insbesondere der Mittel- und Oberstufe. Angedacht sind z.B. Poetikepochen, welche die FĂ€cher Deutsch, Musik und Eurythmie stimmig miteinander kombinieren, in Summe jedoch weniger Zeit als die FĂ€cher einzeln fĂŒr sich benötigen; ebenfalls im Fokus steht ein Fachunterricht, der teilweise mit Sprachunterricht kombiniert werden kann.

Der entstehende Stundenplan wird wie bisher (halb-) jĂ€hrlichen VerĂ€nderungen gemĂ€ĂŸ der Deputatsbedarfe unterliegen. Die Stundenplanung fĂŒr das Schuljahr 2017/18 entspricht somit weiterhin einer Fassung, welche in den kommenden Jahren wieder an die realen Rahmenbedingungen angepasst wird.

Was kommt danach?

Im neuen Schuljahr wird die Delegation die angestoßene Neugestaltung des Tages- und Wochenrhythmus beobachten und begleiten. Auf dieser Basis wird die Delegation die mögliche VerĂ€nderung des morgendlichen Unterrichtsbeginns erarbeiten. Zu den Ergebnissen wird es wie gewohnt weitere Berichte und natĂŒrlich auch wieder einen Informationsabend geben.

Jörg Heil und Roland Jesse
(fĂŒr die Delegation Schulrhythmus)

Umfrage zur 1. Änderung des Schulrhythmus

(Beitrag erschienen im April-Einblick 2017)

Mit Beginn des aktuellen Schuljahres hatte die Delegation Schulrhythmus die erste Ände­rung in die Wege geleitet. Dabei wurden zwei Pausen um jeweils fünf Minuten verlängert: die Pause nach dem Hauptunterricht, welche von 15 auf 20 Minuten ausgeweitet wurde, sowie die Pause zwischen der zweiten und dritten Fachstunde, welche jetzt 15 statt 10 Mi­nuten umfasst. Im Gegenzug wurde die Dauer des Hauptunterrichts um fünf Minuten kür­zer gestaltet und die dritte Fachstunde der vierten Fachstunde angeglichen.

Diese Veränderungen dienen der qualitativen Verbesserung der tatsächlichen Unterrichts­zeiten ebenso wie dem Aufwerten der Pausen. Um die Wirkung und die Erfahrungen mit diesen Veränderungen auswerten zu können, befragt die Delegation derzeit die SchĂŒler, Lehrer und Eltern zu ihrer Wahrnehmung dieser VerĂ€nderung.

Alle Eltern – insbesondere der Unterstufe, aber auch darĂŒber hinaus – sind somit eingela­den, die Fragen der Umfrage zu ĂŒberdenken und fĂŒr jedes Kind durch AusfĂŒllen bzw. An­kreuzen zu beantworten.

Die Antworten sind pro Familie und Schulkind sehr willkommen und können entweder auf dem FrĂŒhlingsmarkt am 1. April, per E-Mail an schulrhythmus@fws-ka.de oder direkt hier auf der Homepage der Delegation abgegeben werden.

Die Auswertung wird nicht personenbezogen sondern in anonymisierter Form vorgenom­men.

Vielen Dank fĂŒr alle RĂŒckmeldungen!

Was hat die Chronobiologie mit der WaldorfpÀdagogik zu tun?

(Beitrag erschienen im MĂ€rz-Einblick 2017)

In den letzten beiden Ausgaben des Einblicks haben wir den Einfluss der Chronotypen und des Schlafs in Bezug auf den Schulrhythmus betrachtet. Abgesehen von diesen recht allgemeingĂŒltigen Rahmenbedingungen fĂŒr einen gesunden Tagesablauf stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die Erkenntnisse der Chronobiologie auf die WaldorfpĂ€dagogik und somit den konkreten schulischen Alltag unserer SchĂŒler haben.

DafĂŒr stellen wir fest: Die maximale Aufmerksamkeitsspanne ist je nach Alter unterschiedlich lang. Bei jĂŒngeren SchĂŒlern betrĂ€gt sie ca. 20 Minuten, ab 12-14 JĂ€hrigen etwa 30 Minuten. Bei Jugendlichen und Erwachsenen lĂ€sst sich ein Aufmerksamkeits-Zyklus von ca. 120 Minuten feststellen, der als Basis-Ruhe-AktivitĂ€ts-Zyklus (BRAC) bezeichnet wird. Die Beobachtungen zeigen, dass nach einer Arbeitsphase von maximal 90 Minuten eine lĂ€ngere Pause von 30 Minuten notwendig ist. Eine Unterrichtseinheit sollte daher maximal 90 Minuten betragen, was derzeit in etwa einer Doppelstunde entspricht, oder in zwei Einheiten ĂĄ 45 Minuten aufgeteilt wird. Danach sollte eine lĂ€ngere Pause folgen, welche nach Möglichkeit mindestens 15 Minuten lang ist.

BRAC-Zyklus

Ein entscheidendes Prinzip des Waldorflehrplans liegt in der Abstimmung der Unterrichtsinhalte und Unterrichtsformen auf die Prozesse kindlichen Lernens und die Stufen menschlicher Entfaltung in Kindheit und Jugend. Der Unterricht ist von Schulbeginn an auf das Ziel innerer menschlicher Freiheit hin orientiert.
Die WaldorfpĂ€dagogik geht in ihrer Erziehungsmethode von einem Menschenbild aus, das jeden Menschen als eine sich selbst bestimmende geistige Persönlichkeit betrachtet. Auf dieses geistige Freiheitswesen (auch KĂŒnstler- oder Liebewesen genannt) hat der Lehrer bzw. der Erzieher keinen direkten Einfluss. Er kann nur die Entwicklungsbedingungen entsprechend förderlich oder auch hemmend der sich aus sich selbst entwickelnden Persönlichkeit anbieten.

Zu diesen Entwicklungsbedingungen gehört auch, dass SchĂŒler jeden Alters im Einklang mit ihren jeweiligen Chronotypen leben und lernen können. So ist die LeistungsfĂ€higkeit von Morgentypen bereits am frĂŒhen Vormittag gegeben. Viele Studien (auch aus Deutschland) haben jedoch gezeigt, dass Abendtypen durch die in Deutschland ĂŒblichen frĂŒhen Anfangszeiten der Schule benachteiligt werden, was sich auch deutlich auf die schulischen Leistungen auswirkt.

In Summe zeigt sich somit, dass die WaldorfpĂ€dagogik mit der Chronobiologie verzahnt bzw. durch diese beeinflusst ist. Der morgendliche Unterrichtsbeginn ist dabei ein Aspekt, jedoch nicht der einzige. In einer der beiden folgenden Ausgaben des Einblicks werden wir die Bandbreite der fĂŒr den Schulrhythmus relevanten Faktoren noch etwas umfassender betrachten.

Gisela King
(fĂŒr die Delegation Schulrhythmus)

Welche Rolle spielt der Schlaf fĂŒr den Schulrhythmus?

(Beitrag erschienen im Februar-Einblick 2017)

In der letzten Ausgabe des Einblicks haben wir die Rolle der Chronotypen fĂŒr den Schulrhythmus betrachtet. Da unserer Delegation u.a. der morgendliche Unterrichtsbeginn am Herzen liegt, scheint auch der Schlaf relevant zu sein. Dieser Schein trĂŒgt nicht.

So kann der Mensch erst dann einschlafen, wenn er mĂŒde ist, wenn also ein gewisser Schlafdruck aufgebaut ist. Das Einsetzen von MĂŒdigkeit hĂ€ngt mit dem Schlafhormon Melatonin zusammen. Die Bildung von Melatonin setzt gegen Abend ein und erreicht in der Nacht ihren Höhepunkt. Da die Melatoninbildung lichtabhĂ€ngig ist, wird sie mit dem morgendlichen hellen Licht gestoppt, man wird dann munter.

Die Verschiebung des Chronotyps, wie er im letzten Einblick vorgestellt wurde, fĂŒhrt dazu, dass Jugend­liche spĂ€ter mĂŒde werden und dementsprechend spÀ­ter ins Bett gehen. Untersuchungen haben ergeben, dass der Anteil der Abendtypen von Klassenstufe 5 bis Klassenstufe 9 von 8% auf 35% ansteigt und der Anteil der Morgentypen in der gleichen Zeit von 32% auf 8% sinkt (Vollmer 2012)[1]. Organisatorische Maßnahmen – wie frĂŒher ins Bett gehen – helfen nicht, da die Bildung des Schlafhormons bis zu 2 Stunden spĂ€ter als beim Erwachsenen einsetzt und die SchĂŒler dementsprechend einfach nicht einschlafen können; sie können also nichts fĂŒr ihr Schlafdefizit.

Ein guter Schlaf ist die Grundlage dafĂŒr, einerseits ausgeglichen und entspannt durch den Tag gehen zu können und sich andererseits konzentriert mit Neuem beschĂ€ftigen zu können. Ausreichend langer und tiefer Nachtschlaf ist die Voraussetzung fĂŒr die Verankerung und die Umwandlung von GedĂ€chtnisinhalten, so dass man zukĂŒnftig leichter lernen und das neu erworbene Wissen auch auf andere Bereiche ĂŒbertragen kann: Aus implizitem Wissen wird explizites Wissen. Dieses Festigen von Lerninhalten wĂ€hrend der Nachtruhe passiert bei Kindern offenbar sogar effektiver als bei Erwachsenen. Die WaldorfpĂ€dagogik arbeitet sehr bewusst mit der Nacht und dem Schlaf. Die Unterrichtsinhalte sollen einmal »durch die Nacht gehen«, bevor am nĂ€chsten Tag in neuer Weise damit umgegangen werden kann.

Schlafdauer

Bild: Die Schlafdauer von SchĂŒlern unserer Schule gemĂ€ĂŸ einer Umfrage im Jahr 2015.

Das SchlafbedĂŒrfnis von Kindern liegt bei 10-11 Stunden, das von Jugendlichen bei 8-9 Stunden. Alle SchĂŒler mĂŒssen aufgrund der bisherigen frĂŒhen Anfangszeit um 7:45 Uhr gleich frĂŒh aufstehen, unabhĂ€ngig davon, wann sie einschlafen konnten. Damit sinkt die Schlafdauer von Jugendlichen an Schultagen mit zunehmendem Alter immer mehr ab, da die SchĂŒler aufstehen mĂŒssen, obwohl sie noch nicht ausgeschlafen haben. Jugendliche sammeln im Laufe der Schulwoche ein Schlafdefizit an. In der 9. Klasse kann dieser sog. soziale Jetlag mehr als 4 Stunde betragen (Vollmer 2012). Lehrer aus der Oberstufe berichten von mĂŒden SchĂŒlern wĂ€hrend des Hauptunterrichtes, die zum Teil sogar einschlafen. SchĂŒler, die erst in der zweiten HĂ€lfte des Hauptunterrichtes wach werden, werden aber auch schon in der ersten Klasse beobachtet.

Ein Leben gegen den eigenen Rhythmus und langfristig mangelnder Schlaf können zu erheblichen Gesundheitsproblemen fĂŒhren, die auch langfristige Erkrankungen einschließen. Mögliche Folgen sind dann das Nachlassen von Reaktionsvermögen und GedĂ€chtnisleistung, geringere Stresstoleranz und erhöhte Reizbarkeit, Depressionen, aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und erhöhtes Diabetes-Risiko.

Ein gesunder Schlaf leistet somit seinen Beitrag zu einem gesunden Tages- und Schulrhythmus. Im nĂ€chsten Einblick widmen wir uns der Frage, was die Chronobiologie eigentlich mit der WaldorfpĂ€dagogik zu tun hat und anschließend jener, ob wir wirklich nur von einer verĂ€nderten Uhrzeit des Unterrichtsbeginns reden.

Gisela King
(fĂŒr die Delegation Schulrhythmus)
[1]Christian Vollmer: Zeitgeber des circadianen Rhythmus von Jugendlichen – Quantitative Fragebogenstudie und Unterrichtsevaluation. Dissertation PĂ€dagogische Hochschule Heidelberg, 2012

Welche Rolle spielt der Schlaf fĂŒr den Schulrhythmus?

(Beitrag erschienen im Februar-Einblick 2017)

In der Januar-Ausgabe des Einblicks haben wir die Rolle der Chronotypen fĂŒr den Schulrhythmus betrachtet. Da unserer Delegation u.a. der morgendliche Unterrichtsbeginn am Herzen liegt, scheint auch der Schlaf relevant zu sein. Dieser Schein trĂŒgt nicht.

So kann der Mensch erst dann einschlafen, wenn er mĂŒde ist, wenn also ein gewisser Schlafdruck aufgebaut ist. Das Einsetzen von MĂŒdigkeit hĂ€ngt mit dem Schlafhormon Melatonin zusammen. Die Bildung von Melatonin setzt gegen Abend ein und erreicht in der Nacht ihren Höhepunkt. Da die Melatoninbildung lichtabhĂ€ngig ist, wird sie mit dem morgendlichen hellen Licht gestoppt, man wird dann munter.

Die Verschiebung des Chronotyps, wie er im letzten Einblick vorgestellt wurde, fĂŒhrt dazu, dass JugendÂŹliche spĂ€ter mĂŒde werden und dementsprechend spĂ€ter ins Bett gehen. Untersuchungen haben ergeben, dass der Anteil der Abendtypen von Klassenstufe 5 bis Klassenstufe 9 von 8% auf 35% ansteigt und der Anteil der Morgentypen in der gleichen Zeit von 32% auf 8% sinkt (Vollmer 2012). Organisatorische Maßnahmen – wie frĂŒher ins Bett gehen – helfen nicht, da die Bildung des Schlafhormons bis zu 2 Stunden spĂ€ter als beim Erwachsenen einsetzt und die SchĂŒler dementsprechend einfach nicht einschlafen können; sie können also nichts fĂŒr ihr Schlafdefizit.

Ein guter Schlaf ist die Grundlage dafĂŒr, einerseits ausgeglichen und entspannt durch den Tag gehen zu können und sich andererseits konzentriert mit Neuem beschĂ€ftigen zu können. Ausreichend langer und tiefer Nachtschlaf ist die Voraussetzung fĂŒr die Verankerung und die Umwandlung von GedĂ€chtnisinhalten, so dass man zukĂŒnftig leichter lernen und das neu erworbene Wissen auch auf andere Bereiche ĂŒbertragen kann: Aus implizitem Wissen wird explizites Wissen. Dieses Festigen von Lerninhalten wĂ€hrend der Nachtruhe passiert bei Kindern offenbar sogar effektiver als bei Erwachsenen. Die WaldorfpĂ€dagogik arbeitet sehr bewusst mit der Nacht und dem Schlaf. Die Unterrichtsinhalte sollen einmal »durch die Nacht gehen«, bevor am nĂ€chsten Tag in neuer Weise damit umgegangen werden kann.

Das SchlafbedĂŒrfnis von Kindern liegt bei 10-11 Stunden, das von Jugendlichen bei 8-9 Stunden. Alle SchĂŒler mĂŒssen aufgrund der bisherigen frĂŒhen Anfangszeit um 7:45 Uhr gleich frĂŒh aufstehen, unabhĂ€ngig davon, wann sie einschlafen konnten. Damit sinkt die Schlafdauer von Jugendlichen an Schultagen mit zunehmendem Alter immer mehr ab, da die SchĂŒler aufstehen mĂŒssen, obwohl sie noch nicht ausgeschlafen haben. Jugendliche sammeln im Laufe der Schulwoche ein Schlafdefizit an. In der 9. Klasse kann dieser sog. soziale Jetlag mehr als 4 Stunde betragen (Vollmer 2012). Lehrer aus der Oberstufe berichten von mĂŒden SchĂŒlern wĂ€hrend des Hauptunterrichtes, die zum Teil sogar einschlafen. SchĂŒler, die erst in der zweiten HĂ€lfte des Hauptunterrichtes wach werden, werden aber auch schon in der ersten Klasse beobachtet.

Ein Leben gegen den eigenen Rhythmus und langfristig mangelnder Schlaf können zu erheblichen Gesundheitsproblemen fĂŒhren, die auch langfristige Erkrankungen einschließen. Mögliche Folgen sind dann das Nachlassen von Reaktionsvermögen und GedĂ€chtnisleistung, geringere Stresstoleranz und erhöhte Reizbarkeit, Depressionen, aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und erhöhtes Diabetes-Risiko.

Ein gesunder Schlaf leistet somit seinen Beitrag zu einem gesunden Tages- und Schulrhythmus. Im nĂ€chsten Einblick widmen wir uns der Frage, was die Chronobiologie eigentlich mit der WaldorfpĂ€dagogik zu tun hat und anschließend jener, ob wir wirklich nur von einer verĂ€nderten Uhrzeit des Unterrichtsbeginns reden.

Schlafdauer
Bild: Die Schlafdauer von SchĂŒlern unserer Schule gemĂ€ĂŸ einer Umfrage im Jahr 2015.

Gisela King
(fĂŒr die Delegation Schulrhythmus)

Entstehungsprozess der Delegation Schulrhythmus

Verfasst von Jörg Heil

1) Der erste Impuls

Der Schulrat beauftragte 2012 eine Delegation, die die Grundlagen fĂŒr eine Ganztagsbetreuung an unserer Schule entwickeln sollte. Diese Delegation besuchte wĂ€hrend ihrer Arbeit die Waldorfschulen in Heidelberg und Pforzheim. Im Juni 2013 stellte die Delegation GTS ein Grobkonzept fĂŒr die Einrichtung einer offenen, teilgebundenen Ganztagsschule vor. Dieses Grobkonzept orientierte sich stark an den Erfahrungen der Waldorfschule Heidelberg. Der Schulrat ĂŒbergab dem Kollegium den Auftrag eine Feinplanung des Ganztagsschulkonzepts vorzunehmen.

Zum Schuljahr 2013/14 machte sich eine Delegation des Kollegiums an die Arbeit. Bei genauerer Betrachtung des Heidelberger Konzepts stellte sich heraus, dass dort der Unterrichtsbetrieb noch gedrĂ€ngter ablĂ€uft als in Karlsruhe, um ab Mitte des Nachmittags Zeit fĂŒr die GTS-Angebote zu bekommen. Dies widersprach deutlich dem Wunsch nach einem entspannteren, durch lĂ€ngere Pausen gegliederten Schulalltag, der sowohl im Schulrat als auch in den Lehrerkonferenzen immer wieder geĂ€ußert wurde.

Diese Problematik wurde von der Kollegiums-Delegation im Schulrat und im Kollegium vorgestellt. Im weiteren Verlauf arbeiteten interessierte Eltern in der Delegation mit. Zum Arbeitsschwerpunkt dieser Delegation wurde die Betrachtung der zeitlichen Struktur des Schultags.

2) Initiativgruppe Tagesrhythmus

Im April besuchte eine Abordnung der Delegation die Waldorfschule Freiburg-Wiehre. Dort wurde ihr der verÀnderte Schulrhythmus und der dazugehörige Prozess vorgestellt.

Die Delegation Ganztagsschule vereinbarte eine Trennung der Themenfelder Ganztagsbetreuung und Tagesrhythmus. Es wurde die Initiativgruppe Tagesrhythmus ins Leben gerufen, die sich intensiv mit dem Rhythmus des Schultags auseinandersetzen wollte.

Diskutiert wurden verschiedene Möglichkeiten das Thema in die Schulgemeinschaft zu tragen, damit sich Eltern, Lehrer und SchĂŒler damit beschĂ€ftigen.

Im Oktober 2014 organisierte die Initiativgruppe die Zukunftswerkstatt „Leben-Rhythmus-Takt“. An diesem Samstag besuchten uns Frau Lenzen und Frau Niebelung aus der Waldorfschule FR-Wiehre um ĂŒber den geĂ€nderten Schulrhythmus  und die Erfahrungen damit zu berichten. Anschließend diskutierten Eltern, Lehrer und eine SchĂŒlerin mögliche Visionen fĂŒr den Tagesrhythmus an unserer Schule. Die Initiativgruppe berichtete ĂŒber die Zukunftswerkstatt im Einblick und im Schulrat.

Das Thema Rhythmus des Schultags wurde vom Kollegium fĂŒr die Weihnachtsklausur im Januar 2015 ausgesucht. Hier diskutierte das Kollegium die Fragen „Was ist nötig, damit die Tagesstruktur in unserer Schule stĂ€rkt und gesundend wirkt? Was stört und schwĂ€cht SchĂŒler (und Lehrer)?“  An­geregt durch die engagierten GesprĂ€che fand sich am Ende der Weihnachtsklausur eine Gruppe aus Lehrern und Hortmitarbeitern zusammen, die das Thema Chronobiologie und Tagesrhythmus gemeinsam mit der Initiativgruppe voranbringen wollte. Seitens der anwesenden Kollegen wurde dieser Gruppe das Vertrauen ausgesprochen, sich mit dem Thema weiter zu beschĂ€ftigen und VorschlĂ€ge zu entwickeln.

Eine Teilgruppe der Initiativgruppe konzipierte, in Anlehnung an Erfahrungen der WS FR-Wiehre, eine Umfrage zu verschiedenen Fragen des Tagesablaufs/der Zeitstruktur des Schultags fĂŒr Eltern der Klassen 1-8/OS-SchĂŒler/Lehrer. Diese wurde im MĂ€rz 2015 verteilt und ab dem Sommer ausgewertet. Die Umfrageergebnisse dienen der heutigen Delegation als Datengrundlage fĂŒr Ihre Überlegungen.

Seit dem FrĂŒhjahr 2014 hatten wir Kontakt zu Prof. Max Moser von der UniversitĂ€t Graz. Er ist ein renommierter Chronobiologe mit anthroposophischem Hintergrund, der auch die WS Klagenfurt und Wiehre bei der Umstellung des Schulrhythmus inhaltlich beraten hatte.

Im MĂ€rz 2015 besuchte Herr Moser unsere Schule und gestaltete VortrĂ€ge fĂŒr die SchĂŒler der Oberstufe, das Kollegium und am Abend fĂŒr interessierte Eltern. Seine AusfĂŒhrungen zielten nicht direkt auf den Rhythmus des Schultags, sondern verdeutlichen allgemein die ZusammenhĂ€nge zwischen verschiedener (Zeit-) Rhythmen und Körperrhythmen (-Funktionen).

3) Delegationsbeauftragung

Unsere Schule arbeitet schon seit einigen Jahren mit „Wege zur QualitĂ€t“, einem speziell auf anthroposophische Einrichtungen zugeschnittenen QualitĂ€ts-Entwicklungsverfahren. Um in einem so großen Schulorganismus wie dem unseren sinnvoll Entscheidungen treffen zu können, sieht „Wege zur QualitĂ€t“ die Einrichtung dynamischer Delegationen mit Entscheidungsbefugnis vor. Eine solche dynamische Delegation hat den Auftrag, ein klar umrissenes Thema oder Problem zu bearbeiten. Die Delegation ist gehalten, wĂ€hrend des Arbeitsprozesses immer wieder mit der Gemeinschaft Kontakt aufzunehmen, um inhaltliche Fragen zu klĂ€ren oder sich beraten zu lassen. Die Entscheidung trifft die Delegation dann unter BerĂŒcksichtigung aller ihr bekannten Aspekte.

Im Laufe des Schuljahrs 2014/15 war der Themenkomplex Schulrhythmus in unterschiedlichsten ZusammenhĂ€ngen in der Schulgemeinschaft prĂ€sent. Da es sich um ein Thema handelt, dass das Profil der Schule berĂŒhrt, war der Schulrat das geeignete Gremium als Delegationsgeber. Im April 2015 wurde daher im Schulrat das Urbild fĂŒr die Delegation erarbeitet. Darauf basierend wurde die Delegation Schulrhythmus im Mai 2015 gegrĂŒndet. Sie besteht aus Eltern, Lehrern und OberstufenschĂŒlern.

Der Auftrag der Delegation wurde wie folgt formuliert:

Was ist der Zweck der Delegation? („Welche Not soll behoben werden?“)

Nachdem ĂŒber lĂ€ngere Zeit im Schulrat und in den Lehrerkonferenzen wiederholt der eng getaktete Ablauf der Schultage und andere UnzulĂ€nglichkeiten im Tagesrhythmus beklagt wurden, soll die Delegation den Tagesrhythmus an unserer Schule gemĂ€ĂŸ den unten genannten Gesichtspunkten neu gestalten.Sie beschließt ĂŒber die EinfĂŒhrung des von ihr erarbeiteten Gesamtkonzepts, das auch eine Verringerung des zeitlichen Unterrichtsumfangs beinhalten kann und begleitet dessen Umsetzung.

Welche grundlegenden Gedanken werden der Delegation mitgegeben?

Das Leben der SchĂŒler entfaltet sich zwischen Schlafen und Wachen, zwischen Phasen geistiger, seelischer, körperlicher AktivitĂ€t und Zeiten der Entspannung, zwischen Familie, Schule und der Teilhabe am allgemeinen (öffentlichen) Leben. Jeder Bereich hat seine eigenen Bedingungen, damit sich die ihm innewohnenden QualitĂ€ten entfalten können. Die Aufgabe der Delegation soll sein, den Bereich des Lebens, der sich in der Schule abspielt, so zu gestalten, dass er sich gesundend auf die Entwicklung der SchĂŒler auswirkt und ein effektives Lernen auf Grundlage der WaldorfpĂ€dagogik ermöglicht. Dabei sind die Auswirkungen auf die Familien und die außerschulischen AktivitĂ€ten der SchĂŒler genauso zu berĂŒcksichtigen wie die sich wandelnden gesellschaftlichen Anforderungen an Schule (z.B. die Frage der Ganztagesbetreuung) und auch die Auswirkung der Arbeitsbedingungen auf die Gesundheit der Lehrer.

Welche Aufgaben ergeben sich im Einzelnen?

  • KompromissfĂ€hige Zeiten fĂŒr Schulbeginn und –ende ermitteln.
  • LĂ€nge der Unterrichtseinheiten und Pausen aufeinander abstimmen.
  • GrĂ¶ĂŸtmögliche RegelmĂ€ĂŸigkeit des Unterrichtsablaufs (Hauptunterricht als erste Unterrichtseinheit, regelmĂ€ĂŸige Mittags- und Endzeiten) ist anzustreben. In diesem Zusammenhang sollte auch die Frage des Umgangs mit UnterrichtsausfĂ€llen entsprechend berĂŒcksichtigt werden.
  • Das Zusammenspiel der einzelnen FĂ€cher in den verschiedenen Altersstufen betrachten und – ohne dass dabei der Charakter / die Grundlage der WaldorfpĂ€dagogik beeintrĂ€chtigt wird – den (zeitlichen) Unterrichtsumfang in Einklang mit den ĂŒbrigen Bedingungen und Anliegen bringen.

Neben der Erarbeitung eines Konzepts fĂŒr einen neuen Tagesrhythmus an der Schule umfasst der Auftrag an die Delegation auch die Begleitung der Umsetzung.

4) Die Arbeit der Delegation

Die neugebildete Delegation begann ihre Arbeit im Juni 2015. Die ersten Treffen dienten dazu sich kennenzulernen und intern die Arbeitsprozesse und -Schritte zu vereinbaren. Erste Zielstellung wurde die SchĂŒler in den Mittelpunkt zu stellen (dabei die Arbeitsbedingungen der Lehrer beachten). Es wurden Untergruppen gebildet, die sich mit folgenden Themen beschĂ€ftigen: Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit, Grundlagen/Recherche, Schulweg, Tagesablauf/Unterrichts-/Pausengestaltung,  Hort/FrĂŒhbetreuung, Auswertung der Umfrage und Prozesshygiene.

Im November 2015 vereinbarten wir als interne Arbeitshypothese mit einem neuen Schulbeginn von 8:30 Uhr zu arbeiten. Diese Uhrzeit war fĂŒr uns ein Kompromiss zwischen dem bestehenden Unterrichtsbeginn, den BedĂŒrfnissen der unterschiedlichen Altersstufen der SchĂŒler und den chronobiologischen Erkenntnissen.

Im weiteren Verlauf war die Delegation viermal Gast in der PĂ€dagogischen Konferenz um mit dem Kollegium die Themenfelder PausenlĂ€nge – und Gestaltung, Hauptunterricht und Fachunterricht zu diskutieren.

Da es in der Frage der PausenlÀnge eine breiten Konsens gab, wurde die VerlÀngerung der Pausen  zur Stufe 1 unseres, im Mai 2016 im Schulrat, vorgestellten Drei-Stufen-Plans.

Bei Beibehaltung der Zeiten fĂŒr den Unterrichtsbeginn und das Unterrichtsende wurden zu Beginn dieses Schuljahrs 2016/17 die Pausen zwischen HU/1.FS und 2./3.FS um jeweils fĂŒnf Minuten verlĂ€ngert. Im Gegenzug wurde der HU und die 3.FS jeweils um 5 Minuten gekĂŒrzt.

Die GrundzĂŒge der Endstufe des Drei-Stufen-Plans sind:

  • spĂ€terer Unterrichtsbeginn
  • VerlĂ€ngerung der Pausen
  • einheitliches Schulende fĂŒr Klassen 1+2, 3+4
  • bis zu 3 x pro Woche Unterricht bis 15:25 Uhr ab Klasse 5
  • gleiche freie Nachmittage fĂŒr Klassen 6-8 und 9-11
  • Spielraum fĂŒr hygienische Stundenplangestaltung
  • UnterrichtskĂŒrzungen in Klassen 6-8
  • Einrichtung einer FrĂŒhbetreuung

Problemstellungen bei der Umsetzung:

  • Raumsituation
  • aktuelle Deputatsverteilung
  • Verkehrssituation

Die Veröffentlichung dieser Zwischenergebnisse entfachte eine lebhafte Diskussion in der Schulgemeinschaft. Deshalb gestalteten wir im Juli 2016 einen Schul-Info-Abend um unsere Arbeit und ihre HintergrĂŒnde zu erlĂ€utern, Fragen zu beantworten und ein Feed-Back zu bekommen.

Neben Zustimmung zu unseren PlÀnen, gab es folgende Fragen/Kritikpunkte:

  • BeeintrĂ€chtigung des morgendlichen Familienlebens/ Betreuungsprobleme vor Schulbeginn
  • Schwierigkeiten fĂŒr nachmittĂ€gliche AktivitĂ€ten bei spĂ€terem Unterrichtsende
  • Kritik an UnterrichtskĂŒrzungen
  • Frage nach Sinn der VerĂ€nderungen
  • Kritik an den Unklarheiten von Stufe 2

Mit den Erkenntnissen aus dem vergangenen Schuljahr 2015/16 sind die nĂ€chsten Schritte der Delegationsarbeit die Erarbeitung eines zeitlichen Modells fĂŒr den Unterrichtsrahmen, unter den aktuellen Rahmenbedingungen (insbesondere der Raumsituation) (Stufe 2). Die hierbei auftretenden Fragen/Modell-Alternativen sollen dann mit dem Kollegium und der Schulgemeinschaft diskutiert werden.

Die Delegation berichtet ĂŒber ihre Arbeitsschwerpunkte und Überlegungen regelmĂ€ĂŸig im Einblick (Schulzeitung), im Schulrat, in der Lehrerkonferenz (GK), im SchulfĂŒhrungskreis und im Vorstand.  Bei Schulveranstaltungen war sie mit Info-StĂ€nden prĂ€sent. Sie hat eine eigene E-Mail-Adresse eingerichtet ĂŒber die sie schriftliche RĂŒckmeldungen aus der Schulgemeinschaft entgegennimmt. In Planung ist die Gestaltung einer eigenen Homepage als Informationsplattform.

Als problematisch fĂŒr die delegationsinterne Arbeit war und ist, dass es (fast) keine Mitarbeit aus dem Unter-/Mittelstufen-Kollegium gibt. Auch haben wir intern lange gebraucht, bis uns klar war, wie wir zu Entscheidungen kommen. Reicht der Eindruck, dass (Teil-)Ergebnisse/Vereinbarungen eine breite Zustimmung  innerhalb der Delegation finden bzw. Konsens sind? Oder bedarf es der Abstimmung ĂŒber klar formulierte BeschlĂŒsse?

Die Delegation hat von Anfang an darauf Wert gelegt, dass keine Vorfestlegung auf ein Ergebnis stattfand. WidersprĂŒchliche Meinungen zĂ€hlen zum Alltag der Delegation – das hindert zwar daran, schnell zu einem Ergebnis zu kommen, ist aber fĂŒr die QualitĂ€t des Ergebnisses hilfreich. Auch zwingt es alle Delegationsteilnehmer immer wieder dazu, die anderen Teilnehmer wert zu schĂ€tzen, und deren abweichende Meinungen und Argumente zu betrachten.

Der Auftrag der Delegation (vereinfacht dargestellt: spĂ€ter anfangen, lĂ€ngere Pausen, nicht viel spĂ€ter aufhören) ist widersprĂŒchlich, und wahrscheinlich nicht ohne UnterrichtskĂŒrzungen (diese in ErwĂ€gung zu ziehen, ist Teil des Auftrags) möglich. Wichtige Aspekte der Delegationsarbeit sind neben den technischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und den (neueren) (chrono-)biologischen Erkenntnissen, auch die anthroposophischen Grundlagen der WaldorfpĂ€dagogik.

Leitgedanken zum Schulrhythmus

(Beitrag erschienen im Januar-Einblick 2017)

An unserer Schule beginnt der Unterricht seit Jahren um 7:45 Uhr. Wir haben uns daran gewöhnt, uns darauf eingerichtet – vielleicht auch damit abgefunden.

Warum wollen wir nun unter anderem an diesem Unterrichtsbeginn etwas Àndern?

In dieser sowie den kommenden Ausgaben des Einblicks stellen wir wesentliche Gesichtspunkte vor, welche die Delegation Schulrhythmus antreiben und die Grundlage ihrer Arbeit bilden. Die BeitrĂ€ge basieren auf der Auswertung von vielen Unterlagen und Untersuchungen, die wissenschaftlich anerkannt sind. Auch ĂŒber die draus zu ziehenden Schlussfolgerungen besteht weitgehende Einigkeit unter den Wissenschaftlern. Diese Texte werden auch auf der Homepage der Delegation unter https://www.schulrhythmus.de/ verfĂŒgbar sein. Soweit möglich, verweisen wir dort auch auf weiterfĂŒhrende Informationen.

In diesem Text geht es zum Einstieg um die Frage: Was sind Chronotypen?

Jeder Mensch hat seinen eigenen, individuell unterschiedlichen Tagesrhythmus, auch als Biorhythmus bekannt. Dieser Rhythmus wird von sogenannten „inneren Uhren“ vorgegeben, die in unseren Zellen verankert sind. Basierend auf diesem Tagesrhythmus lassen sich Menschen in verschiedene Chronotypen einteilen: Es gibt FrĂŒhaufsteher (Lerchen als Morgentyp), SpĂ€taufsteher (Eulen als Abendtyp) und diejenigen, die mit ihrem inneren Rhythmus irgendwo dazwischen liegen. Diese Chronotypen sind genetisch festgelegt und lassen sich durch Ă€ußere Faktoren nicht beeinflussen. Auf unserer Webseite haben wir einen Test verlinkt, mit dem jeder seinen eigenen Chronotyp herausfinden kann.

Chronotypen

Der Chronotyp eines Menschen macht im Laufe des Lebens VerĂ€nderungen durch. Kleine Kinder sind meist extreme Morgentypen. Mit Einsetzen der PubertĂ€t verschiebt sich der Chronotyp nach hinten in Richtung Abendtyp. Diese Verschiebung beginnt etwa im Alter von neun Jahren und hat im Alter von ca. 20 Jahren ihren Extrempunkt erreicht. Danach verschiebt sich der Chronotyp wieder in den mittleren Bereich, um im Alter wieder in Richtung FrĂŒhtyp zu wandern. Diese Verschiebung passiert bei jedem Menschen, aber je nach individueller Veranlagung (also dem genetisch festgelegten Chronotyp) in unterschiedliche starkem Maße.

Im nÀchsten Einblick widmen wir uns der Rolle des Schlafs in der Chronobiologie, im Anschluss der Frage, was diese eigentlich mit der WaldorfpÀdagogik zu tun hat und darum, ob wir hier wirklich nur von einer verÀnderten Uhrzeit des Unterrichtsbeginns reden.

Gisela King
(fĂŒr die Delegation Schulrhythmus)